Ein Schäfer hütet nicht nur

Der heutige Tag hatte es in sich. Verschlafen und mit schwerem Unwohlsein wie nach einer fetten Party habe ich mich durch die erste Tageshälfte geschleppt.

Der Plan für heute ist, die Herde von Eckartsweiler nach Eichholz zu bringen, wo es genug zu fressen gibt, damit in aller Ruhe der Litzenzaun einer anderen Koppel repariert werden kann. Beim Umzug der Schafe und Ziegen, in dem ich mit dem Schäfermobil das Schlusslicht bilde, bemerke ich ein stark hinkendes Lamm und lege es mit Verdacht auf Beinbruch kurzerhand in den Anhänger, damit die Verletzung versorgt werden kann.

Nun müssen wir noch in den Stall zurück. Den Gipsverband darf ich dem kleinen Schaf, das vor Schmerzen mit den Zähnen knirscht, anlegen. Es dauert keine zehn Minuten, bis wir wieder im Auto sitzen und unsere Patientin zurück zum Mutterschaf bringen.

Gute Besserung dem Humpelchen

Der Litzenzaun, der auf Instandsetzung wartet, ist hoffnungslos eingewachsen. Es dauert den ganzen Tag, bis ungefähr 80 % wieder in Ordnung gebracht sind und Lutz verspricht sich selbst, diese Arbeiten zukünftig bis zum April zu erledigen, wenn das Grün noch nicht so hoch ist.

Dora und Aaron

Ich bin mir sicher, dass man sich das Gewurschtel mit verschiedenfarbigen Litzen erleichtern könnte. Aber scheinbar gibt es die gewünschte Qualität nicht in farbiger Auswahl und überhaupt ginge das Farbmodell ja nur bei einer Neuanlage des Zauns.

Wenigstens passt das Wetter: Die Sonne scheint, aber es ist nicht so brütend heiß wie letzte Woche, sondern einfach angenehm mit einer feinen Brise ab und zu.

Zu Feierabend an meiner Schäferbude angekommen, höre ich ungewöhnliches Poltern aus dem Stall. Mir schwant nichts Gutes. Schon lange sind die Böckchen nicht mehr aus ihrem Laufstall entkommen – das habe ich heute morgen erst gedacht. Und richtig: Als ich die Stalltür öffne, sehe ich fast die ganze Bande durch den Stall toben. Ein paar, die sich gerade auf und an dem heute frisch begonnenen Quaderballen Heu zu schaffen machen, schauen mich verwundert an. Wie immer, wenn die dicken Bubis das Regiment an sich reißen, ist die Stallgasse total verwüstet: Eimer, Heugabeln, Besen, Schaufeln liegen herum, eine Schaufel ist sogar zerbrochen. Der Mülleimer ist ausgeleert und sein Inhalt großflächig verteilt. Utensilien und Werkzeuge befinden sich nicht mehr in ihren Behältern. Die Schubkarren sind umgekippt, der Heuballen an allen Ecken angefressen und zertrampelt, sodass sich keine saubere Scheibe mehr abstechen lässt. Das Bild der Katastrophe:

Chaos

Erstaunlicherweise gelingt es mir, die Übeltäter in eine Stallhälfte zu treiben und diese abzusperren, wo sie keinen großen Schaden mehr anrichten können. Trotzdem rennen sie wie die Derwische umher. Der Spaß hat mit dem Eintreffen des großen Schafflüsterers, der die Unschuldslämmer zurück zu ihren Brüdern in das Böckchenabteil bringt, ein schnelles Ende.

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Eine Antwort zu Ein Schäfer hütet nicht nur

  1. hexlein schreibt:

    Ich stöbere gerne in deinen Berichten;)
    Und gute Besserung für das Humpelchen!

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